Donnerstag, 27. August 2009

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Die Verfilmung F. Scott Fitzgeralds Nouvelle mit Brad Pitt, der seinem Hang zu eigentümlichen Rollen durchaus gerecht werden kann, und Cate Blanchett, mal warm- mal kalt aber immer überzeugend, in den Hauptrollen hat von Vonherein für Aufsehen gesorgt.
Die Handlung ist schnell erzählt: Ein Baby wird mit allen Symptomen des Alters geboren, wobei die leibliche Mutter stirbt und der eigene Vater es angewiedert und verängstigt auf den Treppen eines Altersheimes ablegt. Dort wächst das Greis-Kind, adoptiert von der mütterlichen Pflegerin, unter Menschen auf, die ihm äußerlich gleichen, doch anstatt zu sterben wird er äußerlich immer jünger. Der junge Benjamin wächst behütet auf und bekommt doch zu spüren, dass Alter und Tod eigentlich zusammenhängen.
Erzählt wird die nun folgende Lebensgeschichte Benjamin Buttons in der Neuzeit am Sterbebett der Liebe seines Lebens. Sie war die Enkeltochter einer Mitbewohnerin des Heimes in dem der junge groß wurde. Der Film beschreibt den Werdegang Benjamins mit Humor und stets einem Blick auf die Klischees über Alte. Er wird Seemann, zieht in den Krieg, lernt seinen leiblichen Vater kennen während sie eine erfolgreiche Balletttänzerin wird. (Sehr authentisch von Cate Blanchett gespielt- Chapeau!)
Dabei gerät sein Leben als Handlungsstrang immer mehr in den Hintergrund das mäandrieren der beiden Haupthandelnden umeinander, bis sie sich endlich finden, wird zu Haupthandlung.
Der Wendepunkt hier wird durch einen Unfall der weiblichen Hauptperson gekennzeichnet. David Fincher stellt hier auf höchst interessante Art und Weise dar, wie stark unser Leben durch eine Verkettung von Zufällen beeinflusst wird.
Die beiden haben nach einer Weile schönster Zweisamkeit sogar eine gemeinsame Tochter. Doch er geht ‚Du kannst uns nicht beide großziehen‘ und wird weiter immer jünger. Ihre Wege trennen sich wieder und führen sie erst an ihrem Lebensabend wieder zusammen.
Seine Tochter erfährt erst von ihm, als Sie sein Tagebuch und Testament ihrer Mutter vorliest, erkennt dadurch aber, dass man nie zu alt sein kann, um einen Neuanfang zu wagen.

Der Film ist äußerst gefühlvoll und obwohl er im Gegensatz zu der literarischen Grundlage zum größten Teil ein Liebesfilm ist, regt er doch zum Nachdenken an. Alter und Tod werden weder verteufelt und versucht zu vertuschen noch tabuisiert.
Vor allem als die alternde Geliebte ihre nun kindliche große Liebe bis zum Tod als Säugling pflegt macht diesen Film zu keiner kitschigen Schnulze, sondern zu Kino, wie es sein sollte.
Das Äußere des Films lädt ungemein dazu ein, in ihm zu versinken und zu verreisen. Es lassen sich Symbole finden und sogar einige Aufmerksamkeitsspielereien. Erzählt der Mann, der behauptet sieben mal vom Blitz getroffen worden zu sein, von allen Einschlägen? Was hat es zu bedeuten, als die Uhr, die nur rückwärts lief, durch eine digitale ersetzt wird?
Ein toller Film!

Pi- System im Chaos

Darren Aronofskys erster großer Film webt den Zuschauer in die Welt, den Alltag und in die Theorien des Mathematikers Max ein. Umgeben von Bildschirmen, Kabeln und vor allem Zahlen versucht dieser Anfangs noch ein ‚Muster‘ in der Zahl ‚Pi‘ zu finden verliert sich später allerdings scheinbar auf der Suche nach der Bedeutung einer Zahlenreihe.
Im Verlauf des Films wird Max jedoch immer paranoider und scheint doch auch einer bahnbrechenden Erkenntnis immer näher zu kommen. Der Weg zu dieser Erkenntnis führt ihn von Börsenhaien über die Suche nach dem wahren Namen des jüdischen Gottes bis hin zur möglichen Entdeckung eines Bewusstseins seitens seines Computers.
Der schwarz-weiß gehaltene Film Aronofskys beeindruckt von der ersten Minute an, steigert sich jedoch immer noch weiter. Der Protagonist scheint an einer Art epileptischen Anfällen zu leiden, die den Film unterbewusst in verschiedene Abschnitte teilt. Die Anfälle werden durchzogen von selbstzerstörerischen Visionen. Diese betreffen das einige Organ, aus dem Max zu bestehen scheint: sein nacktes, rohes Gehirn.
Es ist verstörend und faszinierend zugleich Max bei seiner Irrfahrt durch die tiefen der Mathematik zu begleiten. Von anfänglicher Lösungssuche verwebt sich der Film bald mit Verschwörungstheorien, bald zur allgemeinen Sinn- und Verstehenssuche.
Max ist ein Fausttypus, der mithilfe der Mathematik versuchen will, die Welt in ihrem Innersten zu verstehen und scheitert dabei am Ende an sich selbst.
Der Film ist wie alle seine Nachfolger, satt von Symbolen und Zeichen, ohne dass sie einem überrennen. Es stehen permanent Fragen im Raum die sich konstant vermehren und durch die Erzählstruktur auch nur vermehrt werden.
Die abstrackte Handlung ist zeitweise ein wenig zu verwirrend und die eindeutigen Darstellungen des Gehirns lassen einen den Kopf zurückreißen. Als leichte Abendunterhaltng ist der Film auf keinen Fall zu empfehlen.

Ein muss für alle Aronofsky- Freunde, aber nichts für schwache Nerven!