Sonntag, 17. April 2011

Trainspotting- Neue Helden

'Trainspotting' ist ein inzwischen 15 Jahre alter Film und sollte es ein Genre wie 'Drogenfilme' geben, dann gehört dieser Streifen definitiv zu dessen Blaublütern. Es wäre unsinnig die Zahlen oder Namen der Drogen, die in dem Film pausenlos konsumiert werden, aufzählen zu wollen- es sind verdammt viele, wobei Heroin deutlich die Hauptrolle spielt.
Die ganze Geschichte dreht sich um eine Clique junger und älterer Männer in einem Vorort von Edingurgh, die Hauptfigur ist Marc Renton (gespielt von einem sehr überzeugenden Ewan McGregor). Das Leben fast aller genannten im Film vorkommenden Charaktere wird durch Suchtmittel beeinflusst, legal wie illegal, was auch die Kehrseite der Illegalisierung und gesellschaftlicher Ächtung zeigt.
Regisseur Danny Boyle (Slumdog Millionaire) lösst den Zuschauer  die Junkies bei typischen und seltsamen Aufs und Abs ihrer Drogenkarriere begleiten: Geldbeschaffung, Konsum, Glücksgefühle, Abstürze, Entzug, der Wunsch sauber zu werden, Gerichtsverhandlungen, Rückfall, kalter Entzug, Verlust une einer ganzen Menge "letzter Male", nicht ohne Humaor, Ästhetik und Schock.
Die Stärke des Films liegt in seiner Darstellung der verschiedensten Seiten des Lebens mit Drogen: Auseinandersetzung mit der "Rational Choice" Theorie, Begründungen und ganz besonders die Eigendynamik dieses Lebens. Es scheint immer wieder einen Hoffnungsschimmer, einen Ausweg zu geben, manchmal geht etwas schief, manchmal nicht. Der rote Faden ist die Clique selbst, die dich auf findet, wenn du denkst, du hättest des Ausstieg geschafft.
"Trainspotting" wird heute in Zusammenhang mit Workshops, Schulungen und Weiterbildungen für Lehrer, Schüler, Auszubildende zum thema Drogen und Drogenabhängigkeit gezeigt und gilt inzwischen als Kult. Dieser Film kann sich (beinahe) auf eine Stufe mit Darren Aronofskys "Requiem for a Dream" stellen und falls nicht, dann auch nur, weil er technisch eine komplett andere Herangehensweise hat, die es schwer macht diese beiden Filme miteinander zu vergleichen. Wer plant sich das gute Stück in Originalsprache anzusehen, der sei bestärkt, doch es kann nicht schaden, sich auf einen ordentlichen schottischen Akzent einzustellen.
Ein Stück Filmkultur, für das man sich Zeit nehmen sollte, es hängt nach- absolut Empfehlenswert!

Rio

Ein Animationsfilm, der zur Zeit dir Hitlisten anführt. Die Handlung ist nicht schwer zu verstehen: Der nicht fliegende-handzahme Spix-Ara Blu ist der letzte seiner Art und reist mit seiner Besitzerin nach Rio de Janeiro um dort auf das letzte Weibchen seiner Spezies zu treffen um selbige zu retten. Es gibt da nur ein Problem: Er wurde von Menschen großgezogen, ist zahm und kann nicht fliegen, sie (Juwel) könnte man eher als Wildfang bezeichnen.
Die beiden werden aus dem Vogelforschungszentrum gestohlen, können fliehen und eine wilde Verfolgungsjagd durch ganz Rio entwickelt sich. Auf dem Weg von y nach z begegnen sie unterschiedlichsten Tieren, die ihr Leidenschaft für den gerade stattfindenden Karneval freudigst unter die Zuschauer bringen.
Behält man im Kopf, dass es sich hier hauptsächlich um einen Kinderfilm handelt, ist er wirklich gut! Die in der Realität eher Mimikarmen Vögel sind sehr niedlich animiert und abgesehen von der vermittelten Geschlechter- Matrix werden Klischees auch gerne mal übertreten oder gar Grau- und Grenzbereiche unserer Welt angesprochen. 
Sehr unterhaltsam mit belebender Musik!

Rango

Um diesen compuetanimierten Tier- Western wurde vorher sehr viel Wirbel veranstaltet. Grund dafür ist eine erneute Zusammenarbeit zwischen Fluch-der-Karibik-Regisseur Gore Verbinski (The Ring) und dem Lieblingspiraten der zivillisierten Welt Johnny Depp (Benny& Joon).
Die Entstehungsgescgichte des Films liest sich auch durchaus ineterssant. Während der Dreharbeiten zu Fluch der Karibik 2 (Dead Man's Chest) entwickelte Johnny Depp eine Art zu rennen, die am Set bald als "the lizard-run" (dt: der Eidechsen-Lauf) bekannt war (Ann.d.A.: als Jack Sparrow am Strand entlang vor den Kannibalen flieht). So enstand die Idee für den Film und die erneute Zusammenarbeit Verbinskis und Depps.
Die Produktion verlief auch ein wenig anders als es bei Animationsfilmen üblich ist. Das Drehbuch wurde zu aller erst in einer Art Bühnenstüch mit realen Schauspielern umgesetzt und bestimmte Bewegungsabläufe und charakteristische Mimik festhalten und übernehmen zu können.
Der Film an sich, kann den hoch publizierten Erwartungen leider nicht standhalten. Für Johnny Depp- Fans macht der Film wenn überhaupt, dann nur in OmU Spaß, jede gute Synchronisation kann aber leider einen Mangel an Originalität nicht wegmachen. Es gibt einige kleine Anspielungen, die man nur mit Hintergrundwissen versteht, aber viel mehr zu entdecken gibt es leider nicht, der Film hinterlässt nichts als einen arg kommerziellen Nachgeschmack.


The Fighter

Ein Sportfilm. Ein Boxfilm. Eine Biographie. Der Film beruht auf der wahren Geschichte des ehemaligen Boxweltmeisters Micky Ward, der von seinem Drogensüchtigen Bruder trainiert wurde. Regie führte David O. Russel. 
Allein die Besetzung lässt auf jeden Fall ein sportliches Vergnügen erahnen: Mark Wahlberg (Max Payne) spielt den irischstämmigen Boxer aus der Arbeiterklasse, Chritian Bale (The Dark Night) seinen Crack- Süchtigen Halbbruder (er hungerte sich für diese Rolle Untergewicht an).
Schon in der ersten halben Stunde des Films wird klar, dass der Sport hier nur sekundär ist. Es geht vielmehr um die Begleitumstände des Lebens von Micky Ward: die sehr-vielköpfigen und dominanten Familienverhältnisse, Leistungsdruck, Drogenprobleme, Vertrauen, Durchsetzungsvermögen und Emanzipation, Kampfgeist usw.
Der Film beeindruckt durch seine Authentizität in allen Darstellungen und seiner Bandbreite an Ebenen, die er bedient. Kein Film ausschließlich für Männer und absolut sehenswert!

Boy

Ein neuseeländischer Film von und mit Taika Waititi, der dort im Jahre 2010 sehr hoch gelobt wurde, hierzulande kennt man ihn allerdings kaum.  Es geht um einen 11jährigen Maori- Jungen, der Mitte der 80er mit einigen anderen Kindern bei seiner Großmutter lebt. Er verehrt Michael Jackson und seinen abwesenden Vater. Als seine Oma für eine Woche das Haus verlässt, tauch sein Vater auf und Boy lernt ihn kennen.
Der Film ist für europäische Gemüter ein wenig gewöhnungsbedürftig. Er ist sehr ruhig und die Handlung lässt sich viel Zeit, es sind die Begleitumstände des Films, die ihn interessant machen: Die Wahrnehmung des Jungen wird immer wieder durch verschiedene Einblendungen gezeigt, der gezeigte Umgang der Maori- Kinder untereinander und mit anderen, die Kleidung, die erzählte Weltanschauung.. das alles zeigt einen ganz anderen Blickwinkel. Man sollte sich allerdings Zeit und mindestens eine mitsehende Person nehmen, wenn man diesen Film in Angriff nimmt.

Dreamgirls

Ein Musikfilm und auch irgendwie ein Stück afroamerikanischer Musikgeschichte bzw. die Adaption einer Adaption dessen. Die Supremes, manchen vielleicht ein Begriff, bildeten in den frühen 80ern die Grundlage für das Musical "Dramgirls", welches dann 2006 von Bill Condon filmisch realisiert wurde.
Die Haupthandlung siedelt in derUS- Musikbranche der 60er Jahre. Afroamerikanische Künstler können sich nicht gegenüber ihren blasseren Kollegen durchsetzen, oft werden Lieder einfach gecovert und als die eigenen ausgegeben. Der Film beschreibt den Weg der dreiköpfigen Damentruppe nach oben, stimmgewaltig besetzt mit der gänsehaut-verursachenden Jennifer Hudson, Beyonce Knowles als passendes Diana Ross Pendant und Anika Noni Rose als Dritte im Bunde. Sie treffen auf bereits etablierte Größen, die sie ein Stück mit nach oben nehmen (ein Eddie Murphy der sogar richtig singen kann!), immer skrupellosere Manager (Jamie Foxx) und eine Menge anderer, die ein Stück Erfolg für sich ergattern wollen.
Die Besetzungsliste sieht nicht nur Eindrucksvoll aus, sie ist es auch. Besonders Jennifer Hudson sticht mit ihrer wundervollen Stimme deutlich aus dem sehr motownlastigen Klangteppich heraus. "Dreamgirls" läuft unter dem Genre Drama und das nicht ohne Grund. Hauptinhalt sind Vorurteile, Moral und Verkaufszahlen, Charaktere und deren Veränderungen- alles ein wenig zu viel. Der Film ist wirklich nett anzuschauen, vor allem und besonders wegen des furiosen Finales, doch dazwischen kann es schon mal ganz schön viel Emotionsmüll sein. Der damit verbundene Soundtrack funtioniert auch leider nur liedweise ohne den Film, interessant ist es allemal, denn es gibt viele Entsprechungen von Personen, die in dem Film auftauchen mit realen Künstlern.

True Grit

Ein Western. Jeff Bridges. Matt Damon. Aufstrebende Jungschauspielerin Hailee Steinfeld, Regie seitens der Coen- Brüder und 10 Oscar- Nominierungen. Keine schlechten Voraussetzungen für einen Film.
Die Handlung ist nicht Western-untypisch: ein Fieser Mörder, die Tochter (Hailee Steinfels) will Rache, sucht sich einen alten Haudegen, der sich als Kopfgeldjäger verdingt (Jeff Bridges); ein Texas Ranger (Matt Damon) kommt hinzu. Es geht um Härte, Gerechtigkeit, Freiheit, Verantwortung und Schwäche. Ein klassischer Western eben.
Jeff Bridges wird seinen Ruf gerecht und spielt seine Rolle sympathisch grantig, sogar mit der ein oder anderen komischen Einlage. Matt Damon kann sich neben dem "Dude" durchaus behaupten und glaubt man der Presse, so hat Miss Steinfeld, die die eiskalte Lady äußerst überzeugend spielt, eine große Karriere vor sich.
Der einzige Kritikpunkt an diesem Film ist sein Genre. Er ist nicht in der Lage darüber hinaus zu begeistern: Mag man Western nicht, wird einen dieser Film kaum begeistern. Ansonsten ist er durchaus das Ansehen wert.

Dienstag, 22. März 2011

Rotkäppchen

Der Film läuft in Deutschland erst am 21. April an, eine Kritik gibt es hier schon vorher:
Die Geschichte ist eine der ältesten, da gibt es nicht viel zu erzählen. Catherine Hardwicke, spätestens bekannt seit dem ersten der Twilight- Filme (obwohl auch Dogtown Boys wirklich wärmstens zu empfehlen ist) , hat es nur ein wenig dem von ihr filmisch so umgeprägten Genre des Teen- Romantic- Horror angepasst.
Und genau an diesem Punkt ist der Film auch wie ein bisschen schwach. Ein Mädchen (sehr hübsch und großäugig Amanda Seyfried), wunderschön, unglaublich verliebt in den elternlosen Holzfäller und begehrt vom gutaussehenden Schmied (der eine ein dunkler Typ, der andere blond und weicher) ist der Mittelpunkt der Geschichte. Der FIlm wird ein- und ausgeleitet von ihrer Stimme als unsichtbarem Erzäler. Die Herren streiten sich um die Dame und rivalieren kräftig, begleitet von einer Menge Hormonen aus allen Richtungen.  Das ganze findet in einem mittelalterlichen Dorf statt, einer sehr unfreundlichen Umgebung (überall Pfahlähnliche Spitzen und nur kalte Farben) mit dem dort zu erwartenden Schlag Menschen. Ein weiteres bekanntes Gesicht ist Billy Burke, dem Frau Hardwicke nach dem Twilight-Polizisten-Vater nun die Rolle des Rotkäppchen-Vaters vermacht hat.
Da sich das Dorf wegen der neuerlichen Wolfattacken auf Menschen nicht mehr zu helfen weiß, wird der im Werwolf-jagen erfolgreiche und erfahrene Pater Salomon (ein Gary Oldman, der hält, was er verspricht) um Hilfe ersucht. Allerdings ist der heilige Inquisitor ein wenig biestig und durchaus bereit hohe Opfer in Kauf zu nehmen, was die Dorfgemeinschaft ein wenig erschreckt.
Der Wolf unterdess ist stärker als alles, was der Jäger je zuvor gesehen hat und wird, Computergrafik sei dank, sogar gezeigt. Der Wolf sieht halb so gefährlich aus, wie alle tun, ein elchgroßer schwarzer Wolf mit etwas übergroßen Pfoten und "menschlichen Augen". Neu ist, dass der Killer- Wuffel nur bei dem alle 13 Jahre auftetenden Blut- Mond sein Erbe über einen Biss weitergeben kann (natürlich die Zeit des Films) und die sogar in seiner wölfischen Form mit ihm reden können.
Interessant sind dann die gruppendynamischen Prozesse innerhalb des Dorfes, Verdächtigungen, Missgunst und ein Riesenhaufen Geheimnisse. Es wird auch recht spannend, wenn auch ein wenig schmalzig und die Identität des Wolfes überrascht den geneigten Zuschauer dann doch. Allerdings muss es natürlich noch eine offen bleibende Debatte über das Moster in uns allen geben und das Abfinden und Zurechtkommen des einzelnen damit...
Die vielen Parallelen zu Twilight stören ein wenig, der ganze film schmeckt nach einem pseudo unauffälligen Versuch eines weiteren Franchises oder Sequels oder Ablegers wie sie Hollywood zur Zeit in nahezu diarrhöser Form produziert.
Der FIlm ist mit etwas über 95 Minuten für heutuge Verhältnisse recht kurz, wird aber nicht langweilig. Unterhaltend ist er alle mal und Stimmung und Bilder sind genauso wunderbar wie bei Hardwickes ersten Ausflug in dieses Genre, wenn das alles beim zweiten Mal auch nicht mehr ganz so beeindrucken will.

Sonntag, 20. Februar 2011

I Am Love

Was für ein Film!
Mit seinem Beginn landet man inmitten einer italienischen Familie, die durch die Textilindustrie reich geworden ist. Ein Familienfest. Die Bediensteten (neben den Kellnern fast nur Frauen) wuseln klar koordiniert herum und bereiten das von der Dame des Hauses (Tilda Swinton) geplante Geburtstagsfest für den Patriarchen vor.
Um diese Frau wird der Film sich drehen. In Mailand, wo der Großteil der Handlung (neben San Remo) stattfindet, nennen sie alle Emma, was eigentlich gar nicht ihr richtiger Name ist. Nach und nach wird klar, dass die Tochter eines russischen Restaurateurs nach ihrer Heirat mit dem italienischen Unternehmerssohn ihre russische Identtät vollkommen abgelegt hat. Nur einmal kurz wird erwähnt, dass sie kocht, wenn sie Heimweh hat- und auf diese Tatsache baut die wirkliche Handlung auf.
Regisseur Luca Guadagnino zeigt zu erst das Bild einer praktischen, rollentreuen Ehefrau und Mutter in einer Welt voller männlicher Arroganz. Einzig Sohn Eduardo (Flavio Parenti) scheint hier eine weniger intensive Form der selbstverständlcihen Macht in sein Wesen zu übernehmen. Das Bild der Frauen in dieser Familie steht immer im Dienst der Familie und der Männer und Söhne, im erwartungs- und standesgemäßen Verhalten und in der Zuverlässigkeit. So gibt es auch eine Hierarchie von den Alten zu den Jungen, selbst Emma ist immer noch außen vor im Vergleich zu ihrer Schwiegermutter.
Der erste Ausbruch aus diesem Arrangement bildet ein Brief der Tochter des Hauses (Alba Rohrwacher) an ihren Bruder, den die Mutter findet, der von einem homoerotischen Erlebnis berichtet. Doch über solche und ähnliche Dinge wird nicht offiziell in der Familie gesprochen. Als dann Eduardo einen jungen Mann zum neuen Hauskoch etabliert, mit dem ihn eine Freundschaft und eine zukünftige Investition verbindet, dreht sich der Film.
Es bleibt nach wie vor ein Film über eine blasse, blonde Frau im italienischen Sommer, doch nun wird der Emanzipationsfilm zu einer Ode an die Sinne. Emma und der natürliche, ursprüngliche und unverdorbene junge Mann (Edoardo Gabbriellini) kommen sich näher, eine Affäre entspinnt sich. Durch ihn besinnt sie sich auf ihre Wurzeln, auf sich selbst. Bei einem großen, wichtigen Familienessen kommt es dann zum Streit mit ihrem Sohn und zur Katastrophe. Aus blanker Apathie wächst der Gedanke und schließlich der Entschluss und die Umsetzung: Freiheit und eine eigene Identität.
Doch die Handlung, so schön sie konstruiert sein mag, muss sich den Fokus teilen. 'I Am Love' ist gleichzeitig eine Liebeserklärung. An die Natur Italiens, an das Essen, an das Kochen, an die Sinner selbst. In vielen Filmen spiegelt die Natur die Stimmung der Protagonisten wieder, doch noch nie war es so intensiv, so real und nachempfindbar wie in diesem Film!!!
Der Film lebt von seinen klaren ruhigen Bildern, die von intensiven Detaiaufnahmen durchbrochen werden- trotzdem ist alles eine Einheit und fesselt die Aufmerksamkeit die gesamten zwei Studen der Laufzeit und lässt intensive Momente miterleben: ein Streit, eine Umarmung mit der treuen Bediensteten zum Zeitpunkt der Flucht, das Abnehmen aller Standeszeichen durch den Liebhaber vor dem Kuss...
Die Arbeit an dem film hat über 7 Jahre gedauert. Neben all diesem Inhalt birgt der Film auch noch einen ganz eigenen Stil- die getragene Mode, die eingeblendete Schrift, alles ist stilsicher aufeinander abgestimmt.
Es steht ausser Frage, dass Tilda Swinton, die auch als Produzentin in Erscheinung tritt, sich mit diesem Projekt einmal mehr selbst übertroffen hat! Aber auch ihre Nebendarsteller sind nicht von der Hand zu weisen. Ganz besonder sticht Alba Rohrwacher heraus. Sie könnte in Physis udn Erscheinungsweise wirkllich Tilda Swintons Tochter sein und spielt die Dezente Herausragend, soweit es möglich ist.
Ein schwer zu fassender Film, aber wirklich unglaublich, wenn auch eher ein sogenannter 'Frauenfilm'!

Sonntag, 13. Februar 2011

Nowhere Boy

Eine filmische Teilbiographie John Lennons. Allerdings sollte man sich nicht viel beatlesque Handlung oder Musik erwarten, der Film endet kurz vor Beginn der Beatles. Der Film basiert auf dem Buch einer seiner Schwestern "Imagine This: Growning Up With My Brother John Lennon".
John Winston Lennon (Aaron Johnson) wird als aufsässiger, begabter Junge dargestellt, der seit seinem fünften Lebensjahr bei seiner Tante (grandios: Kristin Scott Thomas) lebt. Mit dem Tod seines Onkels beginnt er sich stärker für seine Wurzeln zu interessieren und beginnt Kontakt zu seiner Mutter (Anne- Marie Duff) aufzubauen.. Seine Mutter ist das ganze Gegenteil seiner eher unterkühlten, klassische Musik liebenden und besonders korrekten Tante. Sie scheint lebensfroh, kennt sich mit Popmusik aus, bringt John bei Banjo zu spielen und unterstützt sein aufkeimendes Interesse und Talent in Punkto Musik. John wird nach und nach zum vollblut Rock'n Roller, benimmt sich wie der hinterletzte Idiot und wird so langsam musikalisch erfolgreich. Ganz nebenbei taucht da auch noch ein zurückhaltender blasser Junge auf, der sich Paul nennt...
Der jugendliche John Lennon wird als Rowdy mit Profilneurose aus ziemlich wirren Familienverhältnissen in einer noch nicht ganz konventionsfreien Zeit dargestellt, allerdings nicht ohne sympathisch zu sein. In der Tat kann man sich ziemlich schlecht vorstellen, wie aus dem lauten Jungen mit Tolle, der auf Busdächern surft und die Gitarre lässig auf dem Rücken trägt, der Imagine-John Lennon werden sollte. Doch auch gerade das macht den Charme des Films aus. Er ist nicht nur Lennon- Biopic, sondern auch Familiendrama. Ein bisschen überzeichnet vielleicht, da an einem Punkt, an dem alles gut zu sein scheint , die plötzliche Katastrophe hereinbricht, aber darüber kann man hinwegsehen.
Regisseurin Sam Taylor- Wood, die schon in der Vergangenheit an Portrait berühmter Musiker gebastelt hat, macht mit diesem Film die Welt zurecht auf sich aufmerksam. 'Nowhere Boy' bleibt nach dem Sehen in den Gedanken hängen. Er betrachtet seine Charaktere liebevoll, aber nicht kritiklos und legt besonderen Wert auf deren emotionale Entwicklung. Hauptdarsteller  Aaron Johnson (Der Herr der Diebe) ist auf jeden Fall glaubwürdig und man beobachtet ihm gern. Auch Anne- Marie Duff (Ein russischer Sommer) spielt die labile Mutter souverän. Kristin Scott Thomas (Die Schwester der Königin) hingegen, stellt sie alle in den Schatten. Sie spielt die eiskalte Tante, die tief in ihrem Herzen ihren John über alles liebt und das gegen Ende des Films immer etwas mehr zeigen kann, großartig. Ihr innerer Kampf ist bewegend unnd ihr Schmerz spürbar. Eine unglaubliche Leistung!
Im Großen und Ganzen ist 'Nowhere Boy' ein sehr gelungener Film mit einem Soundtrack, der auch schon mal in die Beine gehen kann!

Samstag, 12. Februar 2011

Mary und Max oder Schrumpfen Schafe wenn es regnet?

Mary ist acht als sie ihre Mutter zur Post begleitet, die sich dort ein paar Umschläge 'ausleihen' will. Wärhend sie wartet, entdeckt sie ein Telefonbuch für New York. Die kleine Australierin ist neugierig und beschließt jemandem aus diesem Telefonbuch einen Brief zu schreiben. Ihr Finger bleibt auf dem Namen Max Jerry Horowitz.
Max ist ein New Yorker Mitt- Vierziger, der so einige Probleme mit der Umwelt hat. Er lebt sehr zurückgezogen mit seinen Haustieren, isst an jedem Wochentag das gleiche und erfindet samstags neue Rezepte wie Schokoladen- Hot- Dogs. 
Mit dem Brief- und Schokoladenwechsel der beiden entspinnt sich eine seltsame Freundschaft Mary erzählt Max von ihrer Sherry- kostenden Mutter, ihrem Tiere präparierenden Vater ihrem einzigen Freund und Haustier 'Rosster' (ein Hahn), von dem Ärger in der Schule und nutzt auch gleich die Gelegenheit ihm alle möglichen Fragen zu stellen: Werden Babies in Amerika wie in Australien auf dem Boden von Biergläsern gefunden? Schrumpfen Schafe wenn es regnet? Was ist Liebe?
Doch wenn es um Gefühle geht hat Max seine ganz eigenen Probleme. Er kann seine eigenen nicht zum Ausdruck bringen und die anderer auch nicht gut interpretieren. Als es um die Liebe geht, hat Max eine Panikattacke und wird in die Psychiatrie eingeliefert. Dort diagnostiziert man das damals neu entdeckte Asperger- Syndrom.
Nachdem Mary Max schon voller Schmerz versucht hat zu vergessen meldet er sich nun wieder und der Kontakt baut sich von Neuem auf. Mary wird älter und beschließt psychische Störungen zu studieren, habilitiert sogar und heiratet ihren langjährigen Schwarm. Voller Selbstbewusstsein beschließt sie ein Heilmittel für psychische Störungen zu entwickeln und nimmt Max als Fallbeispiel. Kurz vor ihrem Durchbruch schreibt sie Max von ihrem Erfolg. Der fühlt sich allerdings keineswegs behindert und will auch nicht geheilt werden. Voller Wut und unfähig darüber zu schreiben schickt er ihr sein aus der Schreibmaschine herausgerissenes 'M'.
Mary ist am Boden zerstört. Vernichtet ihr Buch und fällt in ein tiefes Loch voller 2- Minuten- Nudeln und Sherry. Sie bemerkt nicht einmal, dass sie ihr Mann verlässt bis sie einen Brief von ihm findet.
Dieser liebevoll-ehrliche Animationsfilm aus Australien, der in der Stop- Motion- Technik gedreht wurde, bringt etwas ganz herzerwährmend Neues mit sich. Die Figuren und Bilder sind wunderbar schrullig, die Texte gefühlvoll und lassen trotzdem nichts weg, auch der Humor kommt nicht zu kurz!.Es werden Schmerz, Freude, Trauer, Wut und Hilflosigkeit in gleichem Maße warmherzig gezeigt, wie auch die Charaktere einfach nur sympathisch sein müssen. Es gibt sogar sowas wie ein glückliches Ende! Ein perfekter Einstieg in die Welt der Spielfilme von Regisseur Adam Elliot.
Perfekt geeignet für einen wunderbar gemütlichen Filmabend im Kreise der Liebsten!

Freitag, 11. Februar 2011

We Want Sex!

Ein Film der "weitgehend" auf Tatsachen beruht. Im Abspann wird extra darauf hingewiesen, dass einiges aufgrund der Dramaturgier veränder worden ist, immerhin.
Der Film spielt in den späten 60ern, die Arbeiterbewegung in Großbritannien ist irgendwo um ihren Höhepunkt und die Wirtschaft deswegen ganz schön mau. Doch eine Personengruppe hatte bisher noch nicht so mit dem Streiken, doch das soll sich ändern.
Eine kleine Stadt. Ein Ford Werk. Knapp 200 Näherinnen. Sie wurden in der Lohnklasse heruntergestuft. Arbeiten unter unmöglichen Bedingungen und werden von der Gewerkschaft einfach so abgefertigt. Rita (Sally Hawkins) soll zusammen mit einer Kollegin die Interessen ihrer Kolleginnen vertreten, ohne jegliche politische Erfahrung, nur mit einer großen Klappe- und setzt damit eine Lawine ins Rollen. Sie entdeckt, dass sie sich nicht so leicht abwimmeln lassen will und kämpft mit Mut und Engagement weiter Am Ende zieht sie sogar die Aufmerksamkeit Babara Castles (der 'feurigen Roten' ersten Frau ihrer Stellung im britischen Parlament) auf sich, die die Forderung der Frauen nach gleicher Bezahlung wohlwollend gegenüber steht.
Regisseur Nigel Cole (Calender Girls) inszeniert damit einen frechen und ehrlichen Film über das Recht auf Gleichstellung. Seine Darsteller sind nicht alle unglaublich schön, viel besser, sie sind echt. Sie könnten gleich Nebenan wohnen, Menschen wie Du und Ich. Er zeigt sehr nah und ohe Beschönigungen, dass so ein Streik nicht viel heroisches hat: man wird ignoriert, es ist anstrengend, kostet Geld, Nerven, Zeit und Harmonie. Ganz Nebenbei hat dieser Film einen der sympatjischsten Nebendarsteller, die es auf der Welt geben kann Bob Hoskins (Roger Rabbit)!
Ein sehr, sehr toller Film, nicht nur für Frauen!

Orlando

Eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Virginia Woolf. Der junge adelige Orlando (eine fantastische Tilda Swinton, Die Chroniken von Narnia, I Am Love) lebt in der Zeit Elisabeth I. Sie mag ihn und wünscht ihm, er möge nie altern. Gesagt getan. Er lebt einige Jahrhunderte und erlebt Liebe, arbeitet als Botschafter, beschäftigt sich mit Lyrik. Jedes dieser Male erfährt er Enttäuschung. Er löst seine Probleme, indem er tagelang schläft. Nach einer besonders schweren Niederlage wacht er auf und ist eine Frau...
Aller Rechte und allen Besitzes beraubt findet sie Zuflucht in den Armen eines jungen Weltretters und zurück auf ihre eigenen Beine. In der Neuzeit angekommen und nicht mehr allein sieht man fast zum Schluss, wie sie ihre Lebensgeschichte zu Buche bringen will.
Dieser Film ist vieles. Ein Kostümfilm. Ein Frauenfilm. Ein Film über Emanzipation. Tilda Swinton spielt beide Versionen Orlandos souverän und blickfesselnd. Das Zauberstück aus dem Sphären Sally Potters (Yes, Rage) ist ein wunderschöner Film über die Sicht auf die Welt aus einem ganz bestimmten Blickwinkel. Besonders ansprechend sind die Brüche, in denen Orlando aus der Situation herausgeht, den Kopf ruckartig in die Kamera dreht und die Situation nach seiner Einschätzung kommentiert.
Die Handlung zu Beginn zieht sich ein wenig und der weibliche Orlando- Teil könnte ein wenig länger sein. Seis drum, trotzdem ein Film, den man sich aufmerksam ansehen kann und sollte! Auch gern mit einem Glas Lieblingsgetränk.

Megamind

Dass Superman in einer Kapsel auf die Erde geschossen kam, ist bekannt. Doch was wäre wenn parallel noch ein anderes intergalatktisches Wesen in die gleiche Richtung geschossen wurde, nur eben etwas mehr Pech hatte?
Die Madagaskar- Macher nehmen diese Hypothese auf und lassen so in Metro- Man (der 'Gute') und Megamind (der 'Böse') eine Geschichte entstehen, bei der man mit dem Bösewicht sympathisieren soll. Alles gut und schön. Bis vor 'ICH- einfach unverbesserlICH' auch eine relativ neue Idee in der Welt der Animationsfilme. Das Problem ist nur, dass Megamind einen Mord suggeriert und der Protagonist das auch noch toll findet. Er merkt dass natürlich erst später, dass er sich das alles schöner vorgestellt hat, denn was ist schon das Leben ohne den Lebensfüllenden Kampf gegen deinen Erzfeind.
Der Film ist eher seltsam und durch die Geschichte mit der 'Ermordung' Metro-Mans macht der Film irgendwie keinen Spaß mehr, denn so etwas ist schließlich unverzeihlich. Oder alles gar nicht so gemeint?? Die Skepsis bleibt.

Coffee and Cigarettes

Kaffee und Zigaretten. Ein Film über eien Mahlzeit ganzer Generationen. Unglaubliche viele Bekannte Persönlichkeiten, die so gut wie alle auch noch einen Cameo (als sie selbst) Auftritt hinlegen und unglaublich skurile Dialoge.
Dieser schwarz-weiß- Film, der 2003 in seiner aktuellen Fassung veröffentlicht wurde, enthält Szenen, die schon 1986 gedreht wurden. Einzelne Szenen erhielten sogar Preise als eigenständige Kurzfilme. Irgendwie möchte man diesem Stück kulinarischem Kinos Kultstatus zusprechen.
Perfekt für einen unverkrampften, lockeren Abend und auf jeden Fall kurzweilig!

Hereafter

Ein französisches Paar im Urlaub. Er will noch schlafen, sie (Cécile de France) geht Geschenke kaufen. Auf dem Marktbricht weiter entfernt ein Tumult aus... und dann ist eine riesige Welle zu sehen, wie sie sich mit hoher Geschwindigkeit ihren Weg über die Insel bahnt. Die Menschen werden wie Laub im Wind von der Tsunami weggeschpült. Die Frau versucht noch ein kleines Mädchen zu retten...
London, zwei Jungen, eineiige Zwillinge, leben mit ihrer Suchtkranken Mutter zusammen. Die Fürsorge klingelt, schnell bringen die Kinder alles so in Ordnung, dass heile Welt herrscht. Ein wenig später schickt die Mutter einen der beiden Jungen raus um etwas von einem Bekannten zu holen. Er wird von einer Gruppe älterer Jungen gejagt und rennt auf die Straße in der Hoffnung fliehen zu können, nur sieht er den Laster nicht.
San Francisco, George (Matt Damon)besucht einen Kochkurs, sein Bruder redet zu Hause auf ihn ein seinen alten Beruf wieder aufzunehmen nachdem er in der Fabrik gekündigt wurde. George hat als Medium gearbeitet. Wenn er Menschen berührt kann er in Kontakt mit verstorbenen Angehörigen treten und Nachrichten übermitteln. Mit den Reaktionen zurecht zu kommen ist eine andere Sache.
Ein Medium, eine Frau mit Nahtod- Erlebnis und ein Junge auf der Suche nach einer Seele, die nicht näher sein könnte. Ein Film über das Leben nach dem Tod oder was immer uns erwarten könnte. Ein seltsames Thema für Regisseur Clint Eastwood (Million Dollar Baby, Gran Torino), der sonst immer sehr feinfühlig und nah Missstände portraitiert. Er verbindet mehrere reale Katastrophe, die wirklich geschehen sind nahezu spielerisch miteinander, doch dazwischen hat der Film so seine Längen. Die Kamera klebt am Gesicht Matt Damons, der ein wenig unbeholfen wirkt und die Handlung will und will nicht voranschreiten. Die Bilder sind wunderschön und ganz nah am Menschen, doch der Plot ist gwöhnungsbedürftig. Ein sehr ruhiger Film.


Mittwoch, 26. Januar 2011

The Kids Are All Right

Ein Familienportrait der Moderne. Das gleichgeschlechtliche Paar Nic, GoldenGlobe- Gewinnerin Annette Bening, und Jules, Julianne Moore (Children of Men), lebt mit seinen beiden Kindern in gutbürgerlichen Verhältnissen. Joni, Mia Wasikowska (Alice im Wunderland) ist kurz davor zu Hause auszuziehen um aufs College zu gehen und Laser, Josh Hutcherson (Die Brücke nach Terbithia), verbringt viel Zeit in fragwürdiger Gesellschaft.
Jede der beisen Frauen bekam je ein Kind vom selben Samenspender. Laser bittet aus Neugier über seine genetischen Wurzeln seine Schwester Kontakt mit ihrem biologischen Vater aufzubauen. Paul, Mark Ruffalo (Shutter Island), ist erfolgreicher Bio- Gastronom und erfreut über den Kontakt zu seinen beiden Kindern. Er versteht sich sigar mit den Müttern gut und alles scheint rosarot, bis sich eine Affäre mit Jules entspinnt und das Kartenhaus in sich zusammenfällt.
Der Film muss durch seine Konzeption wahrscheinlich auf unterschiedlichen Ebenen betrachtet werden. Eine Familie mit homosexuellen Eltern und einem Bio-Verfechter als Samenspender scheint mancherorts ein nettes Arangement, ohne große Bedeutung. In Ländern allerdings, in denen Homosexualität noch verteufelt wird und ganze Bevölkerungsscharen auf die Straße ruft ist es geradezu wagemutig ein solches Gefüge wie jede andere Familienkomödie auch zeigen zu können.
In der Tat spielt die Sexualität der beiden Mütter für die Handlung keine all zu große Rolle. Zu Beginn werden eher die vielen kleinen Alltagsprobleme aufgezeigt, die sich so einschleichen, wenn man fast zwei Jahrzehnte zusammenlebt. Interessant ist die Spiegelung morderner Erziehungsmethoden und ausformulierter ich- Botschaften, die regelmäßig Fremdscham beim Zuschauer auslösen, obwohl man wahrscheinlich nicht anders reagieren würde...
Der Rest der Handlung ist vorhersehbar wenn auch nicht ohne Humor oder gar Dramatik. Es bleibt bei einem ganz normalen Film über das ganz normale Leben mit seinen ganz normalen Höhen und Tiefen. Zum Glück zeigt der Film auch, dass sich das ganz normale für den Betroffenen im dem Moment überhaupt nicht ganz normal sondern eher existentiell anfühlt.
Ein angenehmer Unterhaltungsfilm mit zwei tollen Hauptdarstellerinnen, allerdings auch ein wenig zu vorhersehbar und arrangiert. Perfekt um sich zu versichern, dass Erziehung wirklich das Schwerste auf der Welt ist und andere genauso Probleme damit haben. Inklusive einer Schlusshymne auf die Ehe mit Happy End.

Montag, 24. Januar 2011

The King's Speech

Dieser Film begeistert schon in der ersten halben Stunde und hält dieses Niveau mühelos! Er handelt von einem stotternden Thronfolger (Colin Firth), der König wird und sein Volk in den zweiten Weltkrieg begleiten muss. Die Handlung ist recht einfach: seine engagierte und gut organisiserte Frau (Helena Bonham Carter) sucht immer neue Möglichkeiten ihrem Mann zu helfen. Die Methoden der behandelnden Ärzte wanken dabei zwischen antik und mittelalterlich. Letztenendes landen die beiden bei einem in Britannien lebenden australischen Logopäden (Geoffrey Rush), der seine Erfahrungen während des ersten Weltkrieges gemacht hat und dessen Methoden ein wenig unorthodox sind.
Regisseur Tom Hooper ist damit ein potenzieller Klassiker gelungen. Der Wortwitz ist bestechend, die Bilder ruhig (nur ganz selten Handkamera!) und Ausdrucksstark. Ganz zu schweigen von der Besetzung! Colin Firth ist einfach nur genial. Bei jedem Stocken leidet man mit ihm und erahnt die Qualen, die es ihm verursacht, die im Geist geformten Worte nicht adäquat aussprechen zu können. Helena Bonham Carter ist sanft, bestimmend und ein ganz klein wenig schrullig: genau so, wie man sich die Queen- Mum in den besten Zeiten vorgestellt hat.
Zusätzlich treten noch ein amüsanter Timothy Spall (bekannt als Wurmschwanz oder Beedle Bamfort), einen Härte, Royalität und Verwirrung im Alter gleichermaßen authentisch darstellenden Michael Gambon (Albus Dumbledore),  und noch einige weitere Leinwandgrößen in Erscheinung.
Die feinen Spötteleien und das Portrait des brittischen Königshausen versteht wohl nur ein eingefleischter Brite komplett, nichtsdestowenigertrotz ist es auch für Kontinetler unterhaltsam und erschreckend zu gleich.
Der Film ist wirklich ein Fest für alle Filmfreunde und zu recht so dicht mit Preisen und Preisnominierungen dotiert. Deutschlandstart ist der 17. Februar 2011

Samstag, 1. Januar 2011

Black Swan

Gänse- bzw. Schwanenhaut!!! Dieser Film ist der sbsolute Wahnsinn. Dass Darren Aronofsky genial ist hat er schon ausreichend bewiesen, aber er hat es wieder einmal geschafft etwas neues, atemberaubendes zu schaffen. Er verfilmt 'Schwanensee' auf zwei miteinander verflochtenen Ebenen auf eine Art und Weise, die das Blut in den Adern stocken, den Atem anhalten und das Herz auf keinen Fall unberührt lässt.
Bei allem Klatsch um die Hauptdarstellerin und deren Privatleben ist bisher ihre überragende Leistung viel zu kurz gekommen. Die Kamera folgt Natalie Portman auf Schritt und Tritt und noch darüber hinaus, man kann die Augen gar nicht von ihr lassen. Ihr ganzes Wesen wandelt zwischen weiß und schwarz, von den Schritten bis zur Stimme, sie ist zerbrechlich, kraftvoll, schwach, brutal, labil und dazu zeitweise noch unglaublich erotisch. Um es mit den letzten Worten des Filmes zu sagen "It was perfekt".
Die Nebendarsteller stehen Natalie 'Portman in Nichts nach, sie spornen sich eher gegenseitig zu höchstform an. Vincent Cassel spielt das ruppige Genie mit Visionen, auch wenn die Rolle nicht so sehr viel her gibt, überzeugend, menschlich und auf seine eigene kraftvolle Art und Weise.
Sogar die bisher eher unbekannte Mila Kunis ist ein würdiges, fast gefährliches Pendant zu Natalie Portman. Noch dazu eine Winzrolle für Winona Ryder und das gesamte Ensemble mimt diese grenzüberschreitende Darbietung einnehmend. Das Genre zu beschreiben ist nahezu unmöglich: es ist ein Balletfilm, ein Drama und auch nicht weit vom Psychothriller, der sein FSK (16!) auch verdammt nötig hat.
Ein Film, der volle Aufmerksamkeit fordert und in den Hirnwindungen hängen bleibt und den Atem raubt.