Mittwoch, 26. Januar 2011

The Kids Are All Right

Ein Familienportrait der Moderne. Das gleichgeschlechtliche Paar Nic, GoldenGlobe- Gewinnerin Annette Bening, und Jules, Julianne Moore (Children of Men), lebt mit seinen beiden Kindern in gutbürgerlichen Verhältnissen. Joni, Mia Wasikowska (Alice im Wunderland) ist kurz davor zu Hause auszuziehen um aufs College zu gehen und Laser, Josh Hutcherson (Die Brücke nach Terbithia), verbringt viel Zeit in fragwürdiger Gesellschaft.
Jede der beisen Frauen bekam je ein Kind vom selben Samenspender. Laser bittet aus Neugier über seine genetischen Wurzeln seine Schwester Kontakt mit ihrem biologischen Vater aufzubauen. Paul, Mark Ruffalo (Shutter Island), ist erfolgreicher Bio- Gastronom und erfreut über den Kontakt zu seinen beiden Kindern. Er versteht sich sigar mit den Müttern gut und alles scheint rosarot, bis sich eine Affäre mit Jules entspinnt und das Kartenhaus in sich zusammenfällt.
Der Film muss durch seine Konzeption wahrscheinlich auf unterschiedlichen Ebenen betrachtet werden. Eine Familie mit homosexuellen Eltern und einem Bio-Verfechter als Samenspender scheint mancherorts ein nettes Arangement, ohne große Bedeutung. In Ländern allerdings, in denen Homosexualität noch verteufelt wird und ganze Bevölkerungsscharen auf die Straße ruft ist es geradezu wagemutig ein solches Gefüge wie jede andere Familienkomödie auch zeigen zu können.
In der Tat spielt die Sexualität der beiden Mütter für die Handlung keine all zu große Rolle. Zu Beginn werden eher die vielen kleinen Alltagsprobleme aufgezeigt, die sich so einschleichen, wenn man fast zwei Jahrzehnte zusammenlebt. Interessant ist die Spiegelung morderner Erziehungsmethoden und ausformulierter ich- Botschaften, die regelmäßig Fremdscham beim Zuschauer auslösen, obwohl man wahrscheinlich nicht anders reagieren würde...
Der Rest der Handlung ist vorhersehbar wenn auch nicht ohne Humor oder gar Dramatik. Es bleibt bei einem ganz normalen Film über das ganz normale Leben mit seinen ganz normalen Höhen und Tiefen. Zum Glück zeigt der Film auch, dass sich das ganz normale für den Betroffenen im dem Moment überhaupt nicht ganz normal sondern eher existentiell anfühlt.
Ein angenehmer Unterhaltungsfilm mit zwei tollen Hauptdarstellerinnen, allerdings auch ein wenig zu vorhersehbar und arrangiert. Perfekt um sich zu versichern, dass Erziehung wirklich das Schwerste auf der Welt ist und andere genauso Probleme damit haben. Inklusive einer Schlusshymne auf die Ehe mit Happy End.

Montag, 24. Januar 2011

The King's Speech

Dieser Film begeistert schon in der ersten halben Stunde und hält dieses Niveau mühelos! Er handelt von einem stotternden Thronfolger (Colin Firth), der König wird und sein Volk in den zweiten Weltkrieg begleiten muss. Die Handlung ist recht einfach: seine engagierte und gut organisiserte Frau (Helena Bonham Carter) sucht immer neue Möglichkeiten ihrem Mann zu helfen. Die Methoden der behandelnden Ärzte wanken dabei zwischen antik und mittelalterlich. Letztenendes landen die beiden bei einem in Britannien lebenden australischen Logopäden (Geoffrey Rush), der seine Erfahrungen während des ersten Weltkrieges gemacht hat und dessen Methoden ein wenig unorthodox sind.
Regisseur Tom Hooper ist damit ein potenzieller Klassiker gelungen. Der Wortwitz ist bestechend, die Bilder ruhig (nur ganz selten Handkamera!) und Ausdrucksstark. Ganz zu schweigen von der Besetzung! Colin Firth ist einfach nur genial. Bei jedem Stocken leidet man mit ihm und erahnt die Qualen, die es ihm verursacht, die im Geist geformten Worte nicht adäquat aussprechen zu können. Helena Bonham Carter ist sanft, bestimmend und ein ganz klein wenig schrullig: genau so, wie man sich die Queen- Mum in den besten Zeiten vorgestellt hat.
Zusätzlich treten noch ein amüsanter Timothy Spall (bekannt als Wurmschwanz oder Beedle Bamfort), einen Härte, Royalität und Verwirrung im Alter gleichermaßen authentisch darstellenden Michael Gambon (Albus Dumbledore),  und noch einige weitere Leinwandgrößen in Erscheinung.
Die feinen Spötteleien und das Portrait des brittischen Königshausen versteht wohl nur ein eingefleischter Brite komplett, nichtsdestowenigertrotz ist es auch für Kontinetler unterhaltsam und erschreckend zu gleich.
Der Film ist wirklich ein Fest für alle Filmfreunde und zu recht so dicht mit Preisen und Preisnominierungen dotiert. Deutschlandstart ist der 17. Februar 2011

Samstag, 1. Januar 2011

Black Swan

Gänse- bzw. Schwanenhaut!!! Dieser Film ist der sbsolute Wahnsinn. Dass Darren Aronofsky genial ist hat er schon ausreichend bewiesen, aber er hat es wieder einmal geschafft etwas neues, atemberaubendes zu schaffen. Er verfilmt 'Schwanensee' auf zwei miteinander verflochtenen Ebenen auf eine Art und Weise, die das Blut in den Adern stocken, den Atem anhalten und das Herz auf keinen Fall unberührt lässt.
Bei allem Klatsch um die Hauptdarstellerin und deren Privatleben ist bisher ihre überragende Leistung viel zu kurz gekommen. Die Kamera folgt Natalie Portman auf Schritt und Tritt und noch darüber hinaus, man kann die Augen gar nicht von ihr lassen. Ihr ganzes Wesen wandelt zwischen weiß und schwarz, von den Schritten bis zur Stimme, sie ist zerbrechlich, kraftvoll, schwach, brutal, labil und dazu zeitweise noch unglaublich erotisch. Um es mit den letzten Worten des Filmes zu sagen "It was perfekt".
Die Nebendarsteller stehen Natalie 'Portman in Nichts nach, sie spornen sich eher gegenseitig zu höchstform an. Vincent Cassel spielt das ruppige Genie mit Visionen, auch wenn die Rolle nicht so sehr viel her gibt, überzeugend, menschlich und auf seine eigene kraftvolle Art und Weise.
Sogar die bisher eher unbekannte Mila Kunis ist ein würdiges, fast gefährliches Pendant zu Natalie Portman. Noch dazu eine Winzrolle für Winona Ryder und das gesamte Ensemble mimt diese grenzüberschreitende Darbietung einnehmend. Das Genre zu beschreiben ist nahezu unmöglich: es ist ein Balletfilm, ein Drama und auch nicht weit vom Psychothriller, der sein FSK (16!) auch verdammt nötig hat.
Ein Film, der volle Aufmerksamkeit fordert und in den Hirnwindungen hängen bleibt und den Atem raubt.