Sonntag, 17. April 2011

Trainspotting- Neue Helden

'Trainspotting' ist ein inzwischen 15 Jahre alter Film und sollte es ein Genre wie 'Drogenfilme' geben, dann gehört dieser Streifen definitiv zu dessen Blaublütern. Es wäre unsinnig die Zahlen oder Namen der Drogen, die in dem Film pausenlos konsumiert werden, aufzählen zu wollen- es sind verdammt viele, wobei Heroin deutlich die Hauptrolle spielt.
Die ganze Geschichte dreht sich um eine Clique junger und älterer Männer in einem Vorort von Edingurgh, die Hauptfigur ist Marc Renton (gespielt von einem sehr überzeugenden Ewan McGregor). Das Leben fast aller genannten im Film vorkommenden Charaktere wird durch Suchtmittel beeinflusst, legal wie illegal, was auch die Kehrseite der Illegalisierung und gesellschaftlicher Ächtung zeigt.
Regisseur Danny Boyle (Slumdog Millionaire) lösst den Zuschauer  die Junkies bei typischen und seltsamen Aufs und Abs ihrer Drogenkarriere begleiten: Geldbeschaffung, Konsum, Glücksgefühle, Abstürze, Entzug, der Wunsch sauber zu werden, Gerichtsverhandlungen, Rückfall, kalter Entzug, Verlust une einer ganzen Menge "letzter Male", nicht ohne Humaor, Ästhetik und Schock.
Die Stärke des Films liegt in seiner Darstellung der verschiedensten Seiten des Lebens mit Drogen: Auseinandersetzung mit der "Rational Choice" Theorie, Begründungen und ganz besonders die Eigendynamik dieses Lebens. Es scheint immer wieder einen Hoffnungsschimmer, einen Ausweg zu geben, manchmal geht etwas schief, manchmal nicht. Der rote Faden ist die Clique selbst, die dich auf findet, wenn du denkst, du hättest des Ausstieg geschafft.
"Trainspotting" wird heute in Zusammenhang mit Workshops, Schulungen und Weiterbildungen für Lehrer, Schüler, Auszubildende zum thema Drogen und Drogenabhängigkeit gezeigt und gilt inzwischen als Kult. Dieser Film kann sich (beinahe) auf eine Stufe mit Darren Aronofskys "Requiem for a Dream" stellen und falls nicht, dann auch nur, weil er technisch eine komplett andere Herangehensweise hat, die es schwer macht diese beiden Filme miteinander zu vergleichen. Wer plant sich das gute Stück in Originalsprache anzusehen, der sei bestärkt, doch es kann nicht schaden, sich auf einen ordentlichen schottischen Akzent einzustellen.
Ein Stück Filmkultur, für das man sich Zeit nehmen sollte, es hängt nach- absolut Empfehlenswert!

Rio

Ein Animationsfilm, der zur Zeit dir Hitlisten anführt. Die Handlung ist nicht schwer zu verstehen: Der nicht fliegende-handzahme Spix-Ara Blu ist der letzte seiner Art und reist mit seiner Besitzerin nach Rio de Janeiro um dort auf das letzte Weibchen seiner Spezies zu treffen um selbige zu retten. Es gibt da nur ein Problem: Er wurde von Menschen großgezogen, ist zahm und kann nicht fliegen, sie (Juwel) könnte man eher als Wildfang bezeichnen.
Die beiden werden aus dem Vogelforschungszentrum gestohlen, können fliehen und eine wilde Verfolgungsjagd durch ganz Rio entwickelt sich. Auf dem Weg von y nach z begegnen sie unterschiedlichsten Tieren, die ihr Leidenschaft für den gerade stattfindenden Karneval freudigst unter die Zuschauer bringen.
Behält man im Kopf, dass es sich hier hauptsächlich um einen Kinderfilm handelt, ist er wirklich gut! Die in der Realität eher Mimikarmen Vögel sind sehr niedlich animiert und abgesehen von der vermittelten Geschlechter- Matrix werden Klischees auch gerne mal übertreten oder gar Grau- und Grenzbereiche unserer Welt angesprochen. 
Sehr unterhaltsam mit belebender Musik!

Rango

Um diesen compuetanimierten Tier- Western wurde vorher sehr viel Wirbel veranstaltet. Grund dafür ist eine erneute Zusammenarbeit zwischen Fluch-der-Karibik-Regisseur Gore Verbinski (The Ring) und dem Lieblingspiraten der zivillisierten Welt Johnny Depp (Benny& Joon).
Die Entstehungsgescgichte des Films liest sich auch durchaus ineterssant. Während der Dreharbeiten zu Fluch der Karibik 2 (Dead Man's Chest) entwickelte Johnny Depp eine Art zu rennen, die am Set bald als "the lizard-run" (dt: der Eidechsen-Lauf) bekannt war (Ann.d.A.: als Jack Sparrow am Strand entlang vor den Kannibalen flieht). So enstand die Idee für den Film und die erneute Zusammenarbeit Verbinskis und Depps.
Die Produktion verlief auch ein wenig anders als es bei Animationsfilmen üblich ist. Das Drehbuch wurde zu aller erst in einer Art Bühnenstüch mit realen Schauspielern umgesetzt und bestimmte Bewegungsabläufe und charakteristische Mimik festhalten und übernehmen zu können.
Der Film an sich, kann den hoch publizierten Erwartungen leider nicht standhalten. Für Johnny Depp- Fans macht der Film wenn überhaupt, dann nur in OmU Spaß, jede gute Synchronisation kann aber leider einen Mangel an Originalität nicht wegmachen. Es gibt einige kleine Anspielungen, die man nur mit Hintergrundwissen versteht, aber viel mehr zu entdecken gibt es leider nicht, der Film hinterlässt nichts als einen arg kommerziellen Nachgeschmack.


The Fighter

Ein Sportfilm. Ein Boxfilm. Eine Biographie. Der Film beruht auf der wahren Geschichte des ehemaligen Boxweltmeisters Micky Ward, der von seinem Drogensüchtigen Bruder trainiert wurde. Regie führte David O. Russel. 
Allein die Besetzung lässt auf jeden Fall ein sportliches Vergnügen erahnen: Mark Wahlberg (Max Payne) spielt den irischstämmigen Boxer aus der Arbeiterklasse, Chritian Bale (The Dark Night) seinen Crack- Süchtigen Halbbruder (er hungerte sich für diese Rolle Untergewicht an).
Schon in der ersten halben Stunde des Films wird klar, dass der Sport hier nur sekundär ist. Es geht vielmehr um die Begleitumstände des Lebens von Micky Ward: die sehr-vielköpfigen und dominanten Familienverhältnisse, Leistungsdruck, Drogenprobleme, Vertrauen, Durchsetzungsvermögen und Emanzipation, Kampfgeist usw.
Der Film beeindruckt durch seine Authentizität in allen Darstellungen und seiner Bandbreite an Ebenen, die er bedient. Kein Film ausschließlich für Männer und absolut sehenswert!

Boy

Ein neuseeländischer Film von und mit Taika Waititi, der dort im Jahre 2010 sehr hoch gelobt wurde, hierzulande kennt man ihn allerdings kaum.  Es geht um einen 11jährigen Maori- Jungen, der Mitte der 80er mit einigen anderen Kindern bei seiner Großmutter lebt. Er verehrt Michael Jackson und seinen abwesenden Vater. Als seine Oma für eine Woche das Haus verlässt, tauch sein Vater auf und Boy lernt ihn kennen.
Der Film ist für europäische Gemüter ein wenig gewöhnungsbedürftig. Er ist sehr ruhig und die Handlung lässt sich viel Zeit, es sind die Begleitumstände des Films, die ihn interessant machen: Die Wahrnehmung des Jungen wird immer wieder durch verschiedene Einblendungen gezeigt, der gezeigte Umgang der Maori- Kinder untereinander und mit anderen, die Kleidung, die erzählte Weltanschauung.. das alles zeigt einen ganz anderen Blickwinkel. Man sollte sich allerdings Zeit und mindestens eine mitsehende Person nehmen, wenn man diesen Film in Angriff nimmt.

Dreamgirls

Ein Musikfilm und auch irgendwie ein Stück afroamerikanischer Musikgeschichte bzw. die Adaption einer Adaption dessen. Die Supremes, manchen vielleicht ein Begriff, bildeten in den frühen 80ern die Grundlage für das Musical "Dramgirls", welches dann 2006 von Bill Condon filmisch realisiert wurde.
Die Haupthandlung siedelt in derUS- Musikbranche der 60er Jahre. Afroamerikanische Künstler können sich nicht gegenüber ihren blasseren Kollegen durchsetzen, oft werden Lieder einfach gecovert und als die eigenen ausgegeben. Der Film beschreibt den Weg der dreiköpfigen Damentruppe nach oben, stimmgewaltig besetzt mit der gänsehaut-verursachenden Jennifer Hudson, Beyonce Knowles als passendes Diana Ross Pendant und Anika Noni Rose als Dritte im Bunde. Sie treffen auf bereits etablierte Größen, die sie ein Stück mit nach oben nehmen (ein Eddie Murphy der sogar richtig singen kann!), immer skrupellosere Manager (Jamie Foxx) und eine Menge anderer, die ein Stück Erfolg für sich ergattern wollen.
Die Besetzungsliste sieht nicht nur Eindrucksvoll aus, sie ist es auch. Besonders Jennifer Hudson sticht mit ihrer wundervollen Stimme deutlich aus dem sehr motownlastigen Klangteppich heraus. "Dreamgirls" läuft unter dem Genre Drama und das nicht ohne Grund. Hauptinhalt sind Vorurteile, Moral und Verkaufszahlen, Charaktere und deren Veränderungen- alles ein wenig zu viel. Der Film ist wirklich nett anzuschauen, vor allem und besonders wegen des furiosen Finales, doch dazwischen kann es schon mal ganz schön viel Emotionsmüll sein. Der damit verbundene Soundtrack funtioniert auch leider nur liedweise ohne den Film, interessant ist es allemal, denn es gibt viele Entsprechungen von Personen, die in dem Film auftauchen mit realen Künstlern.

True Grit

Ein Western. Jeff Bridges. Matt Damon. Aufstrebende Jungschauspielerin Hailee Steinfeld, Regie seitens der Coen- Brüder und 10 Oscar- Nominierungen. Keine schlechten Voraussetzungen für einen Film.
Die Handlung ist nicht Western-untypisch: ein Fieser Mörder, die Tochter (Hailee Steinfels) will Rache, sucht sich einen alten Haudegen, der sich als Kopfgeldjäger verdingt (Jeff Bridges); ein Texas Ranger (Matt Damon) kommt hinzu. Es geht um Härte, Gerechtigkeit, Freiheit, Verantwortung und Schwäche. Ein klassischer Western eben.
Jeff Bridges wird seinen Ruf gerecht und spielt seine Rolle sympathisch grantig, sogar mit der ein oder anderen komischen Einlage. Matt Damon kann sich neben dem "Dude" durchaus behaupten und glaubt man der Presse, so hat Miss Steinfeld, die die eiskalte Lady äußerst überzeugend spielt, eine große Karriere vor sich.
Der einzige Kritikpunkt an diesem Film ist sein Genre. Er ist nicht in der Lage darüber hinaus zu begeistern: Mag man Western nicht, wird einen dieser Film kaum begeistern. Ansonsten ist er durchaus das Ansehen wert.