Freitag, 3. Februar 2012

Ziemlich beste Freunde (Intouchables)

Was für ein Film! Der Film ist genau das, was man von Titeln und Plakat erwarten darf. Und so oft gibt es auch keine französischen Blockbuster, der Streifen ist großartig!
Ein reicher Querschnitzgelähmter sucht einen neuen Pfleger... und entscheidet sich für einen jungen schwarzen Mann, der gerade aus dem Gefängnis kommt. Dieser junge Mann hat kein Mitleid, keinen Anstand und so wie es aussieht auch keinen Respekt, dafür aber eine Menge Humor. Sein Arbeitgeber hingegen liebt Kunst, das Fliegen und intelektuelle Konversationen.
"Ziemlich beste Freunde" beruht auf einer wahren Begebenheit und das verleiht dem ganzen auch seine unglaubliche Kraft. Es geht um zwei grundverschiedene Menschen die in Freundschaft zueinander finden. Es geht um Selbstbestimmung und Lebensqualität, um politisch inkorrekten Humor, Respekt und Menschlichkeit. Es geht darum in den eigenen Schuhen laufen zu können... oder eben auch nicht.
Besetzung und Umsetzung werden der Geschichte gerecht und tretn gegenüber dieser spannenden Kombination doch in den Hintergrund. Man denkt an keinen Namen mehr, keinen früheren Film, sondern sieht nur die dargestellte Person. Und das ist das höchste Lob bei einem Film mit realem Hintergrund, das ich habe!
Der Film ist ein riesengroßer Spaß, der alles mitnimmt und dazu noch berühren kann. Es bestätigt sich wieder einmal, dass keine noch so gute Besetzung und kein astronomisches Budget eine gute Geschichte ersetzen kann!
Ob allein, mit Freunden oder Familie, dieser Film lohnt sich immer!

Eine dunkle Begierde (A dangerous method)

Viggo Mortensen  (Der Herr der Ringe), Vincent Cassel (Staatsfeind Nr. 1), Michael Fassbender (X-Men: First Class) und Keira Knightley (Fluch der Karibik) in einem Film von David Cronenberg (Tödliche Versprechen) über Sigmund Freud und seinen Freund Carl Jung. Da schlägt nicht nur Hobbypsychologen das Herz höher.
Die Geschichte ist ein typische Keira Knightley Film, beruht aber auf einer wahren Begebenheit. Die Geschichte ist ähnlich wie die, der Anna O.. Eine junge Frau mit psychischen Problemen, ein Therapeut mit eigenen und ganz gemäß Hollywood: Sex. Im Gegensatz zu Anna O. ist Sabina Spielrein (Keira Knightley) eine Patientin eines 'Schülers' oder 'Bewunderers' von Freud (Viggo Mortensen), nicht seines Lehrers.

Neben der breit inszenierten Liebesgeschichte wird immerhin die fachliche Seite ein wenig beleuchtet. Freud wird so dargestellt, wie ich ihn mir schon immer vorgestellt habe: autoritär, unnahbar, selbstsicher, Zigarre rauchend und von sich eingenommen aber doch am wissenschaftlichen Diskurs interessiert. Mortensen leistet ganze Arbeit, was ihn betrifft. Eigentlich war ja Christoph Waltz für die Rolle vorgesehen, der hat den Eletieren aber lileber H2O verabreicht. Mit Mortenses Freud möchte man sich einfach unterhalten, erfahren, was er zu eigenen Erkenntnissen sagt, ihm zuhören- eine wirklich gute Darstellung.
Herr Fassbender wird in einschlägigen Magazinen als aufstrebender Charaktrdarsteller gehandelt. So ganz füllt er diese Erwartungen nicht aus. Er spielt wieder einen strengen, selbstdisziplinierenden Mann, der sich selbst im Weg steht. Neu ist die Schwäche und die Verletzlichkeit, die er in diesem Film zeigt. Er zeigt Jung als einen im Schatten Freuds aggierrenden Charakter, der mit sich selbst nicht klar kommt und seinen Hang zur Esotherik wissenschaftlich zu ergründen versucht.
Viele Schaupspieler haben ihrer Karriere schon einmal einen Schubser nach Oben verleihen können, indem sie jemanden mit psychischer oder kognitiver Beeinträchtigung gespielt haben (Johnny Depp, Leonardo diCaprio, Angelina Jolie,...). Sicher es ist nicht einfach: und doch, sie macht es nicht schlecht. Die Spasmen, das stereotype Verhalten, manchmal übertreibt Frau Knightley aber auch ein bisschen, aber lass uns das auf Hollywood schieben. Das Fräulein Spielrein ist eine Rolle mit vielen Facetten, die Frau Knightley alle gut ausfüllt. Aber so richtig will der Funke dann letzten Endes doch nicht überspringen.
Und warum Vincent Cassel in den letzten paar Jahren immer wieder die Hedonistenrollen bekommt ist mir auch ein Rätsel. Gerade er kann nun wirklich einiges mehr!

Der Film als Ganzes ist irgendwie zu klinisch, zu sauber. Es sind immer wieder die gleichen pathetischen Kameraeinstellungen mit Spielrein im Vordergund, Jung im Hintergrund. Die Bilder sehen immer aus wie Gemälde und entwickeln keine richtige Dynamik. Das Gesamtbild bleibt zudem auch unbetrachtet. Es wird noch gezeigt, dass Spielrein selbst Psychologin wird und sich auf Kinderpsychologie spezialisieren will. Dass sie es aber auch ist, die PIAGET irgendwann acht Monate lang therapiert, bleibt ungesagt. Wie eng das genze Geflecht der Psychoanalyse zusammenhängt und wie viele selbst therapiert wurden und was davon heute noch besteht, wird ab und an mit kryptischen Andeutungen und Floskeln abgespeist.
Den Film auf englisch zu sehen ist eine Herausforderung. Es ist mir nicht ganz klar WAS für einen Akzent die Schauspieler vorgeben zu haben, aber gerade Herr Mortensen ist wirklich schwer zu verstehen.

Im Großen und Ganzen gilt: Interessanter Film, aber mehr Oberfläche als Inhalt. Hübsch anzusehen und gute Besetzung, sehr gut durch das überbearbeitete Plakat illustriert.