Freitag, 3. Februar 2012

Eine dunkle Begierde (A dangerous method)

Viggo Mortensen  (Der Herr der Ringe), Vincent Cassel (Staatsfeind Nr. 1), Michael Fassbender (X-Men: First Class) und Keira Knightley (Fluch der Karibik) in einem Film von David Cronenberg (Tödliche Versprechen) über Sigmund Freud und seinen Freund Carl Jung. Da schlägt nicht nur Hobbypsychologen das Herz höher.
Die Geschichte ist ein typische Keira Knightley Film, beruht aber auf einer wahren Begebenheit. Die Geschichte ist ähnlich wie die, der Anna O.. Eine junge Frau mit psychischen Problemen, ein Therapeut mit eigenen und ganz gemäß Hollywood: Sex. Im Gegensatz zu Anna O. ist Sabina Spielrein (Keira Knightley) eine Patientin eines 'Schülers' oder 'Bewunderers' von Freud (Viggo Mortensen), nicht seines Lehrers.

Neben der breit inszenierten Liebesgeschichte wird immerhin die fachliche Seite ein wenig beleuchtet. Freud wird so dargestellt, wie ich ihn mir schon immer vorgestellt habe: autoritär, unnahbar, selbstsicher, Zigarre rauchend und von sich eingenommen aber doch am wissenschaftlichen Diskurs interessiert. Mortensen leistet ganze Arbeit, was ihn betrifft. Eigentlich war ja Christoph Waltz für die Rolle vorgesehen, der hat den Eletieren aber lileber H2O verabreicht. Mit Mortenses Freud möchte man sich einfach unterhalten, erfahren, was er zu eigenen Erkenntnissen sagt, ihm zuhören- eine wirklich gute Darstellung.
Herr Fassbender wird in einschlägigen Magazinen als aufstrebender Charaktrdarsteller gehandelt. So ganz füllt er diese Erwartungen nicht aus. Er spielt wieder einen strengen, selbstdisziplinierenden Mann, der sich selbst im Weg steht. Neu ist die Schwäche und die Verletzlichkeit, die er in diesem Film zeigt. Er zeigt Jung als einen im Schatten Freuds aggierrenden Charakter, der mit sich selbst nicht klar kommt und seinen Hang zur Esotherik wissenschaftlich zu ergründen versucht.
Viele Schaupspieler haben ihrer Karriere schon einmal einen Schubser nach Oben verleihen können, indem sie jemanden mit psychischer oder kognitiver Beeinträchtigung gespielt haben (Johnny Depp, Leonardo diCaprio, Angelina Jolie,...). Sicher es ist nicht einfach: und doch, sie macht es nicht schlecht. Die Spasmen, das stereotype Verhalten, manchmal übertreibt Frau Knightley aber auch ein bisschen, aber lass uns das auf Hollywood schieben. Das Fräulein Spielrein ist eine Rolle mit vielen Facetten, die Frau Knightley alle gut ausfüllt. Aber so richtig will der Funke dann letzten Endes doch nicht überspringen.
Und warum Vincent Cassel in den letzten paar Jahren immer wieder die Hedonistenrollen bekommt ist mir auch ein Rätsel. Gerade er kann nun wirklich einiges mehr!

Der Film als Ganzes ist irgendwie zu klinisch, zu sauber. Es sind immer wieder die gleichen pathetischen Kameraeinstellungen mit Spielrein im Vordergund, Jung im Hintergrund. Die Bilder sehen immer aus wie Gemälde und entwickeln keine richtige Dynamik. Das Gesamtbild bleibt zudem auch unbetrachtet. Es wird noch gezeigt, dass Spielrein selbst Psychologin wird und sich auf Kinderpsychologie spezialisieren will. Dass sie es aber auch ist, die PIAGET irgendwann acht Monate lang therapiert, bleibt ungesagt. Wie eng das genze Geflecht der Psychoanalyse zusammenhängt und wie viele selbst therapiert wurden und was davon heute noch besteht, wird ab und an mit kryptischen Andeutungen und Floskeln abgespeist.
Den Film auf englisch zu sehen ist eine Herausforderung. Es ist mir nicht ganz klar WAS für einen Akzent die Schauspieler vorgeben zu haben, aber gerade Herr Mortensen ist wirklich schwer zu verstehen.

Im Großen und Ganzen gilt: Interessanter Film, aber mehr Oberfläche als Inhalt. Hübsch anzusehen und gute Besetzung, sehr gut durch das überbearbeitete Plakat illustriert.

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