Montag, 5. November 2012

Merida (Brave)

Das Mädchen mit den traumhaften roten Haaren ist wohl den meisten auf den Filmplakaten schon aufgefallen. Sie werben für ein neues Pixar Abendteuer, welchen (neu!) in den schottischen Highlands spielt.
Die Handlung ist nach der klassischen Märchenstruktur à la Grimm und Andersen: verzwickt und Düster inklusive Moral. Es kämpfen mal wiedder Tradition gegen Innovation, Selbstbestimmung gegen Kollektivismus, Mensch gegen Tier und vor allem Mensch gegen sich selbst.
Interessant und auch wirklcih schön bei diesem Film ist, wie die zwischenmenschlichen Besziehung, -gefüge und Eigenheiten dargestellt werden. Gerade die erste Hälfte lässt häufig laut auflachen und erfreut das Herz. Hälfte zwei holt dann wieder den Bogen zu Disneys üblichen Heldengeschichten und kommt ab und zu bekannt vor.
Die Animationen sid gemäß der aktuellen Tecknik traumhaft, wenn auch ohne Anspruch an Realitätstreue, was dem ganzen den Trick-Zauber erhält. Und auch wenn sich Pixar hat von Disney kaufen lassen (wie neulich auch Lukas-Film) ist es kein Musical: gesungen wird inn Merida nicht.
Besonders ist noch: im Originalton wurde der Film von ausschließlich schottischen Sprechern synchronisert, was allein schon eine große Sprachfreude ist, engllischer Untertitel wird trotzdem empfohlen.
Also: Für groß und kleine ein sehr netter Film mit guter Laune, Spannung und Kampfgeist. Ideal für den familialen Kinobesuch!

Sid and Nancy

Einige Schauspieler können es einem ja so richtig antun: einer davon, der mit der Umsetzung seines Gewerbes immer wieder Augen und Münder öffnet: Gary Oldman.
Einer der ersten Filme, mit denen Herr Oldman Aufmerksamkeit erregt hat,  war Sid and Nancy (1986) als Sid Vicious, Bassist der Sexpistols und "Punk-Legende".
Die Handlung des Films kreist um die Beziehung des Groupies aus den USA und dem Bassisten einer Pukband aus London in einer Zeit, in der "Punk" gerade geboren wurde. Es geht um innige Liebe, Punksein und Drogenkarrieren und das Ende dieser legendenartig geferierten Beziehung. Wie realitätstreu die Handlung allerdings ist, lässt sich nicht sagen.
Was bei diesem Film im Kopf bleibt ist die Leistung des damals noch recht jungen Mr. Oldman. Andere schreiben "er lebt den Moment der Selbstzerstörung" über Vicious und man kauft es Oldman, der so seine eigenen Erfahrungen mit Grenzen hat, auf gar gruselige Art und Weise ab.
Nancy wird im übrigen von der recht unbekannten Chloe Webb (Shameless) gespielt und obwohl auch ihre Leistung in dem Film beeindruckend ist, blieb sie seitdem eher unbeachtet. Soe versteht es auf scheibar ungewollte Art und Weise die Antipathi im Film auf dieses psychotische, naive Kind zu siehen-was der nicht minder naiven Punk-Ikone die erste Nadel setzt.
Wer sich also an schauspielerischen Leistungen erfreuen und einen Drogen/Punkfilm sehen möchte, dem sei Sid and Nancy sehr ans Herz gelegt. Der Rest wird den Kopf schütteln über so viel Heroisierung zweier Heroinsüchtiger

Skyfall

50 Jahre James Bond- 23 Filme-8 Darsteller. Regisseur Sam Mendes (Jarhead, American Beauty) kündigte  den Film dritten Film mit Daniel Craig als Hauptdarstelle, als "klassischen Bond" an...
Der MI6 wird bedroht, wichtige Informationen wurden gestohlen, Bond jagt den Dieb. So weit nichts Neues. Dieses Mal rückt der Film "M" (Judi Dench) auf die Pelle und enthebt die Übermutter des britischen Geheimdienstes ihrer schimmernden Postition, aber nicht ohne sie später wieder hübsch zu drapieren.
Die Handlung ist ganz Bond-typisch fast schon sekundär. Viel wichtiger sind diesmal die Personen, die gleichzeitig das zweite Thema des Films mit Humor und Charme wiederspiegeln: Klassisch gegen Modern, oder Oldschool vs. NewSchool.
Klassische Charaktere werden vorgestellt: (Naomi Harris, bekannt als Tia Dalma aus Fluch der Karibik), es gibt einen Neuen "Q" (Ben Wishaw, dessen Gesicht als Schnüffelmörder Jean-Baptiste Grenouille aus dem "Parfum" bekannt sein sollte), der ein bisschen an den Sherlock Holmes der modernen britischen Serie erinnert und das Team wunderbar bereichert. Was wäre auch ein Bond-Film ohne Bösewicht: Javier Bardem (Biutiful), hält was sein Ruf inzwischen verspricht (großartig): Man erkennt ihn am Anfang gar nicht- so ganz erblondet und einen kleinen homoerotischen Moment mit Bond persönlich darf er auch noch haben...
Wer Tiefe sucht, wird sich sicher gar nicht erst für einen 007 entscheiden. Doch wer Unterhaltung sucht, Aktionsszenen, schöne Bilder etwas Pathos und einfach spannendes Popkorn-Kino- der wird befiedigt sein. 
"Skyfall" ist kein klassischer Bond: es ist ein morderner Bond, der die Irritationen aus "Casino Royale" und " Ein Quantum Trost" überwunden hat und sich seines Erbes bewusst ist. Lieblingsmoment: Bond braucht ein Auto ohne vefolgbares GPS und holt aus eines alten, schäbigen Garage einen Aston Martin...
Das große, klassische Finale spielt im düsteren Schottland, angekündigt mit der Zeile: "Wir fahren in die Vergangenheit". Hier wird der Film nicht nur seinen Ahnen würdig, er zeigt auch, dass er modernes Kino mit Anspruch ist und beleuchtet Charakterhintergründe, die sonst nicht zur Sprache kamen.
Die klassische Moderne siegt am Ende und begrüßt Ralph Fiennes als zukünfitiges Mitglied der Bond-Familie. Ein wunderbarer Kinofilm zum alleine schauen, wie auch als Großereignis!

Samstag, 15. September 2012

Slumdog Millionaire

Nichts geschieht ohne Grund.
Dieser überaus viel gelobte Film, wird den dadurch erzeugten Erwartungen nicht ganz gerecht, erzählt aber trotzdem auf beeindruckende Art und Weise ein Einzelschicksal. Die Geschichte handelt vom niemals Aufgeben, dem blanken Überleben und natürlich ganz viel Liebe.
Die verschiedenen Handlungsstränge sind immer wieder so miteinander verbunden, dass es spannend bleibt und man nie ganz genau weiß, was wohin führt- abgesehen vom Ende, das ist von Anfang an ziemlich klar.
Der Film von Danny Boyle (Trainspotting) lebt hauptsächlich von den Charakteren und an der Besetzung gibt es wirklich nicht viel zu meckern. Im Gedächtnis bleibt einem natürlich Dev Patel als Jamal Malik, der bereits in der britischen Jugendserie Skins glänzte und auch im Best Exotic Marigold Hotel zu sehen ist.
Ob allein, oder mit Freunden, wer Lust auf eine tolle Geschichte hat, ist mit diesem Film auf jeden Fall gut beraten.

Freitag, 3. Februar 2012

Ziemlich beste Freunde (Intouchables)

Was für ein Film! Der Film ist genau das, was man von Titeln und Plakat erwarten darf. Und so oft gibt es auch keine französischen Blockbuster, der Streifen ist großartig!
Ein reicher Querschnitzgelähmter sucht einen neuen Pfleger... und entscheidet sich für einen jungen schwarzen Mann, der gerade aus dem Gefängnis kommt. Dieser junge Mann hat kein Mitleid, keinen Anstand und so wie es aussieht auch keinen Respekt, dafür aber eine Menge Humor. Sein Arbeitgeber hingegen liebt Kunst, das Fliegen und intelektuelle Konversationen.
"Ziemlich beste Freunde" beruht auf einer wahren Begebenheit und das verleiht dem ganzen auch seine unglaubliche Kraft. Es geht um zwei grundverschiedene Menschen die in Freundschaft zueinander finden. Es geht um Selbstbestimmung und Lebensqualität, um politisch inkorrekten Humor, Respekt und Menschlichkeit. Es geht darum in den eigenen Schuhen laufen zu können... oder eben auch nicht.
Besetzung und Umsetzung werden der Geschichte gerecht und tretn gegenüber dieser spannenden Kombination doch in den Hintergrund. Man denkt an keinen Namen mehr, keinen früheren Film, sondern sieht nur die dargestellte Person. Und das ist das höchste Lob bei einem Film mit realem Hintergrund, das ich habe!
Der Film ist ein riesengroßer Spaß, der alles mitnimmt und dazu noch berühren kann. Es bestätigt sich wieder einmal, dass keine noch so gute Besetzung und kein astronomisches Budget eine gute Geschichte ersetzen kann!
Ob allein, mit Freunden oder Familie, dieser Film lohnt sich immer!

Eine dunkle Begierde (A dangerous method)

Viggo Mortensen  (Der Herr der Ringe), Vincent Cassel (Staatsfeind Nr. 1), Michael Fassbender (X-Men: First Class) und Keira Knightley (Fluch der Karibik) in einem Film von David Cronenberg (Tödliche Versprechen) über Sigmund Freud und seinen Freund Carl Jung. Da schlägt nicht nur Hobbypsychologen das Herz höher.
Die Geschichte ist ein typische Keira Knightley Film, beruht aber auf einer wahren Begebenheit. Die Geschichte ist ähnlich wie die, der Anna O.. Eine junge Frau mit psychischen Problemen, ein Therapeut mit eigenen und ganz gemäß Hollywood: Sex. Im Gegensatz zu Anna O. ist Sabina Spielrein (Keira Knightley) eine Patientin eines 'Schülers' oder 'Bewunderers' von Freud (Viggo Mortensen), nicht seines Lehrers.

Neben der breit inszenierten Liebesgeschichte wird immerhin die fachliche Seite ein wenig beleuchtet. Freud wird so dargestellt, wie ich ihn mir schon immer vorgestellt habe: autoritär, unnahbar, selbstsicher, Zigarre rauchend und von sich eingenommen aber doch am wissenschaftlichen Diskurs interessiert. Mortensen leistet ganze Arbeit, was ihn betrifft. Eigentlich war ja Christoph Waltz für die Rolle vorgesehen, der hat den Eletieren aber lileber H2O verabreicht. Mit Mortenses Freud möchte man sich einfach unterhalten, erfahren, was er zu eigenen Erkenntnissen sagt, ihm zuhören- eine wirklich gute Darstellung.
Herr Fassbender wird in einschlägigen Magazinen als aufstrebender Charaktrdarsteller gehandelt. So ganz füllt er diese Erwartungen nicht aus. Er spielt wieder einen strengen, selbstdisziplinierenden Mann, der sich selbst im Weg steht. Neu ist die Schwäche und die Verletzlichkeit, die er in diesem Film zeigt. Er zeigt Jung als einen im Schatten Freuds aggierrenden Charakter, der mit sich selbst nicht klar kommt und seinen Hang zur Esotherik wissenschaftlich zu ergründen versucht.
Viele Schaupspieler haben ihrer Karriere schon einmal einen Schubser nach Oben verleihen können, indem sie jemanden mit psychischer oder kognitiver Beeinträchtigung gespielt haben (Johnny Depp, Leonardo diCaprio, Angelina Jolie,...). Sicher es ist nicht einfach: und doch, sie macht es nicht schlecht. Die Spasmen, das stereotype Verhalten, manchmal übertreibt Frau Knightley aber auch ein bisschen, aber lass uns das auf Hollywood schieben. Das Fräulein Spielrein ist eine Rolle mit vielen Facetten, die Frau Knightley alle gut ausfüllt. Aber so richtig will der Funke dann letzten Endes doch nicht überspringen.
Und warum Vincent Cassel in den letzten paar Jahren immer wieder die Hedonistenrollen bekommt ist mir auch ein Rätsel. Gerade er kann nun wirklich einiges mehr!

Der Film als Ganzes ist irgendwie zu klinisch, zu sauber. Es sind immer wieder die gleichen pathetischen Kameraeinstellungen mit Spielrein im Vordergund, Jung im Hintergrund. Die Bilder sehen immer aus wie Gemälde und entwickeln keine richtige Dynamik. Das Gesamtbild bleibt zudem auch unbetrachtet. Es wird noch gezeigt, dass Spielrein selbst Psychologin wird und sich auf Kinderpsychologie spezialisieren will. Dass sie es aber auch ist, die PIAGET irgendwann acht Monate lang therapiert, bleibt ungesagt. Wie eng das genze Geflecht der Psychoanalyse zusammenhängt und wie viele selbst therapiert wurden und was davon heute noch besteht, wird ab und an mit kryptischen Andeutungen und Floskeln abgespeist.
Den Film auf englisch zu sehen ist eine Herausforderung. Es ist mir nicht ganz klar WAS für einen Akzent die Schauspieler vorgeben zu haben, aber gerade Herr Mortensen ist wirklich schwer zu verstehen.

Im Großen und Ganzen gilt: Interessanter Film, aber mehr Oberfläche als Inhalt. Hübsch anzusehen und gute Besetzung, sehr gut durch das überbearbeitete Plakat illustriert.

Mittwoch, 25. Januar 2012

The Girl with the Dragon Tattoo

Wie es eben so ist, wenn sich in Europa oder sonstwo außerhalb von Hollywoods Reichweite ein toller Film (in diesem Fall gleich eine ganze Reihe) entwickelt, kann man sich diese Gelegenheit natürlich nicht engehen lassen. Knapp drei Jahre nach dem Erscheinen des schwedischen Films ist 'The Girl with the Dragon Tattoo' in die Kinos gekommen und verspricht für sich und seine beiden Nachfolger hohe Verkaufszahlen.
Immerhin wird dem Stoff aus Stieg Larssons Millennium Trilogie der entsprechende Respekt gezollt und es werden nur kompetente Menschen ans Werk gelassen. Allen voran Regisseur David Fincher (Fight Club). Daneben gibt Daniel Craig (James Bond) den Mikael Blomkvist und die blutjunge Rooney Mara übernimmt mit Lisbeth Salander eine der komplexeren Hauptrollen, die aktuell im Kino zu sehen sind und bekam auch direkt eine Oscar- Nominierung als beste Hauptdarstellerin.
Der Film an sich kann bei der Handlung gar nicht anders als ein Erfolg werden, wenn man vernünftig  mit dem gegebenen Material umgeht. Er ist düster, komplex, spannend und zeitweise ziemlich brutal. Beide Hauptdarsteller leisten sehr gute Arbeit, auch wenn man sich fragen muss warum Herr Craig immer so seine Lippen vorschiebt.. Ansonsten sieht er sogar fast ein wenig zu gut für den Mikael Blomkvist aus, doch so ist nunmal Hollywood. Rooney Mara überzeugt ebenfalls als dunkler Racheengel, Hacker und coole Ermittlerin, auch wenn sie schon wieder ein wenig zu verletzlich ist.
Doch wer anderen etwas nachmacht, muss damit rechnen verglichen zu werden. Nennt mich parteiisch, aber ich konnte nichts finden, was in dieser Version BESSER ist als in der schwedischen. Zum Beispiel wurde die Handlung an einigen Stellen verändert- das ist nicht weiter tragisch, aber es stellt sich die Frage was jetzt näher am Buch ist... Der größte Unterschied ist Lisbeth. Man merkt eindeutig, dass Rooney Mara um einiges jünger ist als Noomi Rapace. Ihre Lisbeth Salander ist weicher und irgendwie auch ein kleines bisschen schwächer- und das passt nicht zu dem, was diese Rolle eigentlich ausmacht, es ist ihr ein wenig der Tiefgang verloren gegangen. Dazu kommt noch mehr Sex als im schwedischen Film und es stellt sich die Frage: ist ja alles gut und schön, aber muss das jetzt unbedingt sein? Hollywood eben.

Der Film hat gar keine andere Wahl als gut zu sein, weil die Vorlage großartig ist. Aber wem die Entscheidung mögllich ist: der schwedische Film ist besser! Trotzdem ein spannendes Filmabenteuer in jeder Konstallation ohne Kinder.